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Methodik

Skalen eines Werkzeuges

Überblick:

Auswahl der globalen Herausforderungen

Um die drängendsten globalen Herausforderungen zu identifizieren, werden für die Zusammenstellung von Global2015 folgende Kriterien verwendet:

  • existentielle Bedeutung für das Leben und die Bedürfnisse von vielen Menschen (Schäden und Risiken für Leben, Gesundheit, deren natürliche Grundlagen oder deren wirtschaftliche Basis)
  • hauptsächlich menschengemachte Ursachen, bzw. (beziehungsweise) Möglichkeiten für Menschen, Folgen zu vermeiden oder die Situation zu verbessern (z. B. [zum Beispiel] beim Einschlag eines großen Meteoriten wären diese Möglichkeiten recht gering)
  • die Folgen für betroffene Menschen sind nicht überwiegend von ihnen individuell verursacht oder können nicht hauptsächlich von ihnen vermindert werden (wie beim Tabakkonsum), sondern durch andere Menschen oder durch menschliche Aktivitäten in einem größeren Maßstab.

Die Herausforderungen werden nach der Art der möglichen Maßnahmen zu deren Bewältigung unterschieden. Deswegen sind manche ähnlichen Anliegen kombiniert (z. B. Seuchen), andere hingegen nicht (so mögen zwar die Verschmutzung der Luft in Innenräumen und diejenige der Außenluft ähnliche Probleme sein, sie erfordern jedoch sehr unterschiedliche Maßnahmen). Zusätzlich hat auch die Datenverfügbarkeit einen großen Einfluss auf die Abgrenzung der Herausforderungen, da die meisten erhältlichen Daten für bestimmte Sachverhalte aggregiert sind.

Gewichtung der globalen Herausforderungen

Die weitere Selektion und insbesondere die Gewichtung der globalen Herausforderungen beruhen auf den folgenden Gesichtspunkten:

  • Schäden und Risiken für menschliches Leben (Todesfälle)
  • Verluste an Gesundheit
  • Schäden und Risiken für die natürlichen Grundlagen menschlichen Lebens
  • wirtschaftliche Schäden
  • Anzahl der betroffenen Menschen.

Unglücklicherweise sind bei keiner dieser Größen Daten für alle Herausforderungen verfügbar. Folglich gibt es keinen gemeinsamen Maßstab für alle Herausforderungen, besonders nicht für diejenigen mit hohen Risiken oder zunehmenden Schäden. Gleichwohl sind für die meisten Herausforderungen Daten zu etlichen Größen erhältlich, so dass die Herausforderungen durch mehrere Vergleichsmaßstäbe miteinander verknüpft sind.

Die Gewichtung der globalen Herausforderungen erfolgt dadurch, dass Daten zu Ausmaß und Schwere der Herausforderungen kombiniert werden. Die folgenden sechs Indikatoren decken zusammen alle Herausforderungen ab (wobei die ersten beiden jeweils die Mehrheit der Herausforderungen abdecken):

  • Anzahl der betroffenen Menschen
  • gegenwärtige Todesfälle
  • künftig gefährdete Menschenleben
  • betroffene natürliche Grundlagen (Anteil der globalen Ressourcen)
  • gegenwärtige wirtschaftliche Verluste
  • künftig riskierte wirtschaftliche Verluste.

Diese Indikatoren werden in kleinen Diagrammen unterhalb der Überschrift jeder Herausforderung dargestellt.

Zur Kombination der sechs Größen sollten diese eine gleiche Maßskala und Dimension besitzen. Dies ist wichtig, um einen gleichmäßigen Einfluss der Indikatoren auf das Ergebnis ihrer Kombination zu erhalten. Um diese Vergleichbarkeit zu erreichen, könnte eine statistische Methode namens "Standardisierung" oder "z-Transformation" angewendet werden. Das würde jedoch reale Daten in recht künstliche Zahlen umwandeln, und – noch wichtiger – es würde es den Leser(inne)n sehr erschweren, die angewandte Kombination der Daten zu überprüfen. Es müssten dann alle Werte von allen Herausforderungen mittels einer komplexen, computerbasierten Prozedur berechnet werden, um auch nur die Gewichtung einer einzigen Herausforderung zu kontrollieren. Anstelle des Verfahrens der Standardisierung wird ein einfacheres Vorgehen mit einer ähnlichen Wirkung eingesetzt:
  Die Größen werden in Prozentdaten umgewandelt. Jeder Wert eines Indikators wird hier auf den höchsten Wert desselben Indikators bezogen. Zum Beispiel ist der Maximalwert der Anzahl der von Luftverschmutzung in Innenräumen betroffenen Menschen 3 Milliarden, oder 3 000 Millionen. Dies wird als 100 % gesetzt. Nun sind 300 Mio. (Millionen) Menschen von unsicheren Voraussetzungen der Geburt betroffen. Daher repräsentieren diese 10 % (im Vergleich zu der Herausforderung mit der höchsten Anzahl der betroffenen Menschen). Als Gleichung:
  (300 / 3 000) x 100 = 0,1 x 100 = 10 %
Auf diese Weise können wir alle Größen vergleichbar machen, so dass sie jeweils von 0 bis 100 % reichen.
  Nun werden die Prozentangaben einfach für jede Herausforderung addiert. Je höher infolgedessen die Prozentangaben für Todesfälle, betroffene Menschen, wirtschaftliche Verluste etc. (und so weiter) im Vergleich zu anderen Herausforderungen sind, desto höher ist der sich ergebende Gesamtwert – welcher die Relevanz anzeigt.

Die globalen Herausforderungen werden in der Reihenfolge dargestellt, die sich aus diesem kombinierten Indikator ergibt. In dem oben beschriebenen Berechnungsprozess werden drei Ausnahmen gemacht, wie in der folgenden Übersicht zu sehen ist:

  •     2 x (Anzahl der gegenwärtigen Todesfälle in Prozent ihres Maximalwerts)1
  • +  2 x (Anzahl der künftigen Todesfälle in Prozent der maximalen gegenwärtigen Todesfälle)1, 2
  • +  Anzahl der betroffenen Menschen in Prozent ihres Maximalwerts
  • +  Umfang der gegenwärtigen Verluste in Prozent ihres Maximalwerts
  • +  Umfang der künftigen Verluste in Prozent ihres Maximalwerts
  • +  betroffene natürliche Grundlagen als reale Prozentdaten3  
  • kombinierter Indikator

1 Die Zahlen der gegenwärtigen Todesfälle sowie der künftigen Todesfälle werden mit bewusster Absicht als die ernstesten und bedeutendsten Indikatoren betrachtet und daher doppelt gewichtet.
2 Die Prozentangaben der künftigen riskierten Todesfälle werden auf den Maximalwert der gegenwärtigen Todesfälle bezogen, anstatt auf den der künftigen Todesfälle. Das stellt sicher, dass künftige riskierte Todesfälle nicht mehr zählen als gegenwärtige Todesfälle, was anderenfalls geschähe. (Der gegebene Höchstwert der gefährdeten Leben ist viel niedriger als der Höchstwert der gegenwärtigen Todesfälle, bezogen auf den gleichen Zeitraum.)
3 Die Daten der betroffenen natürlichen Grundlagen liegen bereits als Prozentangaben vor (Anteil der globalen Ressourcen, z. B. 33 % der globalen landwirtschaftlichen Fläche). Da hierzu unglücklicherweise nur sehr wenige Daten erhältlich sind, sollte ihr Einfluss begrenzt bleiben. Dies wird erreicht, indem sie nicht auf einen Maximalwert von 100 % vergrößert werden.

Darüber hinaus ist der Höchstwert des Indikators für künftige wirtschaftliche Verluste – im Gegensatz zu all dessen anderen Werten – als Prozentangabe gegeben. Außerdem bezieht er sich auf einen mehrjährigen Zeitraum. Mangels genauerer Informationen wird er als 12,5 % des globalen BSP (Bruttosozialprodukt) in gegenwärtigen Werten und für einen Zeitraum von 20 Jahren angenommen. (Ein höherer Wert würde keinen großen Unterschied machen.)

Die oben beschriebene vereinfachte Methode liefert ähnliche Ergebnisse wie andere Verfahren, die statistisch anspruchsvoller, aber weniger transparent sind.
  Falls Sie den kombinierten Indikator einer Herausforderung der Zusammenstellung nachprüfen möchten, nehmen Sie einfach die Daten, die in den kleinen Diagrammen unterhalb der Überschrift jeder Herausforderung angegeben sind, und die höchsten Werte derselben Indikatoren. Dann verwenden Sie diese Werte in der Berechnung, die im obigen Überblick beschrieben ist (die Prozentdaten entsprechend errechnen und addieren). Auf dem gleichen Weg können Sie die aggregierten Werte von zwei oder mehr Herausforderungen vergleichen.

Datenqualität und Reihenfolge der Herausforderungen

Allen methodologischen Überlegungen zum Trotz muss stark betont werden, dass aufgrund des beschriebenen Fehlens von Daten, und weil die Qualität der verfügbaren Daten üblicherweise nicht besonders gut ist, die resultierende Einordnung der Herausforderungen nicht sehr genau sein kann. Die Herausforderungen bilden Gruppen mit einer hohen, mittleren und niedrigeren Relevanz. Die Skala kann bloß unscharf sein. Deshalb ist die Reihenfolge keine Frage von Position 5 oder 6, sondern eher eine von Position 5 oder 10. Unter anderem aus diesen Gründen verwenden wir keine Ziffern für eine Rangordnung (Ranking) der Herausforderungen. Nichtsdestotrotz zeigen die realen Daten sehr klare Unterschiede zwischen den Herausforderungen, die auf eine höhere oder niedrigere Relevanz hinweisen. Dies wird durch die kleinen Diagramme unter dem Titel jeder Herausforderung visualisiert.

Trenddaten und Trendsymbole

Trenddaten sind recht selten und beziehen sich meistens, wie auch die Ziele, auf die Anzahl oder den Anteil der betroffenen Menschen (bzw. auf den Anteil der betroffenen natürlichen Lebensgrundlagen). Die Trendsymbole +, 0 und in der Zusammenstellung beziehen sich immer auf die letzte Entwicklung der erhältlichen Trenddaten (wobei + bedeutet, dass ein Fortschritt bei der Erreichung eines Zieles oder der Verbesserung der Situation gemacht wurde, was in der Regel nicht mit einer Größenzunahme identisch ist).

Zusammenhänge der Herausforderungen

Die Herausforderungen sind verknüpft und überlappen einander oft, und manche sind treibende Faktoren für andere. Insbesondere solche Herausforderungen, die zunehmende Folgen oder große Risiken bergen, liegen ursächlich einigen Herausforderungen zugrunde, die größere gegenwärtige Folgen einschließen. Eine Grafik der Weltgesundheitsorganisation – deren Berichte eine wichtige Grundlage dieser Zusammenstellung bilden – stellt die Verbindungen zwischen einigen der Herausforderungen mehr in den Einzelheiten dar:

Interlinkages of leading 10 selected risk factors and leading 10 diseases and injuries, high mortality developing countries, 2000 (WHO)
Grafik: World Health Organization: The World Health Report 2002 – Reducing Risks, Promoting Healthy Life. - englisch  - PDF - extern, S. 232.


Entwurf (2008)

Dieser Entwurf wird von Experten überprüft. Ihre Vorschläge sind willkommen, bitte nutzen Sie das Kontaktformular.

Bildnachweis: © Konrad Skiba - englisch  - extern -